Ich habe gerade mein drittes Buch selbst veröffentlicht und das vierte hat sich bereits einen festen Platz in meinem Kopf gesucht – alles innerhalb der letzten drei Jahre. Macht Selfpublishing süchtig? In meinem Fall glaube ich das nun ein bisschen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal Autorin nennen würde … das Leben geht oft undenkliche und unvorhersehbare Wege, wie ich festgestellt habe. Spannend! Mit meinem ersten Buch „Abenteuer Weltreise“ habe ich mir den Traum erfüllt, einfach mal ein Buch zu schreiben und selbst zu veröffentlichen. Ich war überzeugt von meiner Idee und hatte aus beruflichen Hintergründen das starke Bedürfnis, anderen Reisesüchtigen, die Idee einer Weltreise schmackhaft zu machen und bei der Umsetzung zu helfen. Ich habe nicht erwartet, dass es so viele Menschen gibt und die Resonanz auf mein Buch so umwerfend sein würde. Und ganz ehrlich: ich habe damals einfach drauf losgeschrieben, monatelang recherchiert und mein Wissen zu Papier gebracht. Anschliessend habe ich einen Kurs besucht, um ein Layoutprogramm zu lernen und mein Manuskript in eine druckfähige Datei verwandeln zu können. Ich wollte unbedingt alles selbst machen. Ich habe unzählige Bücher gelesen und versucht mir alles selbst beizubringen. Ich hatte vorher weder Erfahrung in Typographie und Design, noch in Homepageerstellung oder Google Adwords. Es war ein sehr lehrreicher Prozess und ich kann nun jedem zukünftigen Selfpublisher sagen: du wirst viel lernen, über dich selbst, über die Buchbranche, über dein Thema. Und egal wie viele Bücher du anschliessend verkaufst, es macht sich auf jeden Fall für dich bezahlt. Jedes einzelne geschriebene Wort von dir!
Die nächste wichtige Erfahrung, die ich gemacht habe, ist, dass jedes Buch anders ist. Der Prozess ist ähnlich, aber jedes Buch hat einen anderen Charakter und nimmt dich mit auf eine ganz eigene Zeitreise, während du es schreibst. Ich habe die unterschiedlichsten Empfindungen durchgemacht und habe bisher immer gedacht, dass es mit jedem Buch leichter wird oder vielleicht schneller geht. Aber das stimmt nicht. Jedes Buch braucht genau die Zeit, die es braucht. Es macht keinen Sinn, sich beeilen zu wollen, um möglichst schnell zu veröffentlichen. Das Buch gibt den Ton an und sagt dir, wann dir Zeit reif ist und wann es vollständig ist. Auch die Vermarktung ist bei jedem Buch anders, da jedes Buch einzigartig ist. Für jedes meiner Bücher wirken andere Werbemassnahmen und auch das musste ich vorher ausprobieren. Die Vermarktung ist immer noch die schwierigste Phase und Friedrich Schiller hat durchaus Recht, wenn er sagt: »Die Zerstreuung eines Buches durch die Welt ist ein fast ebenso schwieriges und wichtiges Werk als die Verfertigung desselben«. Insofern leisten klassische Verlage da eine unglaubliche Arbeit, aber auch ein Selfpublisher kann das leisten, ohne Frage! D.h. es ist wahrscheinlich eine Frage der Kosten. Denn auch das sagt einem vorher niemand … es gibt doch einige versteckte Kosten, die man vorher, unwissenderweise, nicht berücksichtigt hat. Learning bei Doing ist ein ganz wichtiger Aspekt beim Selfpublishing. Man kann viele Ratgeber lesen und sich Tipps holen (das sollte man auch), aber man lernt am meisten, wenn man es ausprobiert und selbst umsetzt. Wer also ein bisschen grafisch interessiert ist und die Zeit hat, dem würde ich empfehlen, den Buchsatz ruhig selbst zu probieren. Es gibt nichts, was man nicht lernen kann. Ich habe so viel Freude am der Grafik gehabt, dass ich anschliessend ein Grafik Design/Desktop Publishing Studium absolviert habe und ohne das wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt stehe. Ich habe mich quasi aus dem Nichts heraus selbständig gemacht und verbringe nun meine Zeit mit der Arbeit, die ich am meisten liebe und die ich auch schon in der Tourismusbranche am meisten geliebt habe. Im Nachhinein führte ein Schritt zum anderen und ergibt vollständigen Sinn. Wer weiss, wo es dich hinführt, wenn du dein Buch veröffentlicht hast? Wer weiss, manchmal fallen neue Ideen einfach so vom Himmel. Mir ist das gestern gerade erst wieder passiert …